Medizinisches Cannabis kann in unterschiedlichen Darreichungsformen angewandt werden.1 Bei allen Darreichungsformen sollte mit einer niedrigen Dosis begonnen werden, die dann unter stetiger Rücksprache mit dem Arzt langsam angepasst werden kann. Welche Anwendungsform von Cannabinoiden sich am besten für welchen Patienten eignet, entscheidet ebenfalls der behandelnde Arzt.1
Zu beachten ist bei einigen Darreichungsformen, dass die Cannabinoide in der Cannabisblüte überwiegend in einer inaktiven Form vorliegen. Sie werden erst durch das ausreichend lange Erhitzen in ihre wirksame Form wie Δ9-trans-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) überführt.1 Je nach Anwendungsform muss dieser wichtige Schritt vom Patienten selbst durchgeführt werden, manchmal ist er allerdings schon in der Apotheke oder beim Arzneimittelhersteller erfolgt.
Getrocknete Blüten und die darin enthaltenen Cannabinoide werden mit Hilfe eines Vaporisators, also eines medizinischen Verdampfungsgeräts, kontrolliert erhitzt und anschließend inhaliert. Im Gegensatz zum Rauchen entstehen dabei keine giftigen Stoffe durch unkontrolliertes Verbrennen der Substanz.1,2 Im Vaporisator werden für das Erhitzen Temperaturen zwischen 180 und 210 °C eingestellt.1 Cannabisblüten können jedoch auch in Gebäck oder als Tee zubereitet werden – da Cannabinoide allerdings keine gute Wasserlöslichkeit besitzen, sollte dem Tee immer etwas fettreiches wie Sahne oder Kokosfett hinzugegeben werden.1
Cannabisextrakte werden meist in Form von Ölen verabreicht, da Cannabinoide fettlöslich sind.1 Die Extrakte werden in den Mund oder sogar direkt unter die Zunge getropft und dort über die Schleimhäute aufgenommen.3 Durch die fettreiche Zusammensetzung können die enthaltenen Wirkstoffe ideal vom Körper aufgenommen werden.1
Cannabisblüten und –vollextrakte sowie das teilsynthetisch hergestellte Cannabinoid Dronabinol werden als sogenannte Rezepturarzneimittel verschrieben. Das bedeutet, dass sie in der Apotheke nach individuellen Kriterien vom Apotheker selbst hergestellt oder verarbeitet werden. So können zum Beispiel Blüten gemahlen oder ölige Tropfen mit bestimmten Cannabinoidgehalten angemischt werden.
Darüber hinaus gibt es Cannabinoide in Form von Fertigarzneimitteln. Diese Medikamente sind jedoch nur für ganz bestimme Erkrankungen zugelassen und werden als Mundspray oder Kapseln zur oralen Einnahme von der Apotheke abgegeben.1
Referenzen:
- Grotenhermen F, Häußermann K. Cannabis. Verordnungshilfe für Ärzte. 3. aktualisierte Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart. 2019.
- Gieringer D, Laurent JS, Goodrich S. Cannabis Vaporizer Combines Efficient Delivery of THC with Effective Suppression of Pyrolytic Compounds. Journal of Cannabis Therapeutics 2008;4(1):7–27.
- Huestis MA. Human Cannabinoid Pharmacokinetics. Chem Biodivers 2007;4(8):1770–1804.
- Häußermann K, Grotenhermen F, Milz E. Cannabis. Arbeitshilfe für die Apotheke. 2. aktualisierte Auflage. Deutscher Apothekerverlag, Stuttgart. 2018.